Thyssenkrupp: Große Umwälzungen sollen gegen Stahlkrise helfen

Keine Erholung für die Stahlindustrie in Sicht: Seit der Finanzkrise 2008 steckt die europäische Stahlindustrie in einer tiefen Krise. Vor allem aufgrund von Überkapazitäten in Europa, die Preiserhöhungen nur begrenzt zulassen, können die meisten Hersteller ihre Investitionen nicht verdienen. Die Importe asiatischer Hersteller verschärfen die Situation zusätzlich – laut Branchenkreisen beziehen viele Autobauer ihren Stahl nicht mehr nur von lokalen Unternehmen, sondern vermehrt auch aus China.

Thyssenkrupp und Tata Steel: Joint Venture sollte Stabilität bringen

Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass in der Branche Gespräche über mögliche Allianzen laufen, um Kosteneinsparungen durchzusetzen. Der indische Stahlriese Tata Steel bestätigte im Juli 2016 offiziell, dass mit Thyssenkrupp Gespräche über ein Joint Venture laufen. Außerdem gibt Thyssenkrupp bekannt, dass eine Aufspaltung verschiedener Bereiche geplant ist. Im Zuge dessen sollen zwei unabhängige börsennotierte Unternehmen entstehen: Thyssenkrupp Industrials (Anlagenbau, Aufzüge, Automobilzulieferung) sowie Thyssenkrupp Materials (Werkstoffe, Marineschiffbau, Stahl).

EU-Kommission äußert große Bedenken

Im Juni 2018 war es dann soweit: Thyssenkrupp und Tata Stell unterzeichnen einen bindenden Vertrag zur Fusion ihrer Stahlgeschäfte in Europa. Der Zusammenschluss soll einen Umsatz von 17 Milliarden Euro und auf eine jährliche Stahlproduktion von 21 Millionen Tonnen bringen. Auch auf die Führung einigen sich die Konzerne schnell: Chef soll der Vorstandsvorsitzender des Stahlbereichs von Thyssenkrupp, Andreas Gross, werden, sein Stellvertreter Tata-Europa-Chef Hans Fischer. Bereits kurz nach der Bekanntgabe drückt die EU-Kommission deutliche Wettbewerbsbedenken aus. Im Februar 2019 veröffentlicht die Kommission ein Statement of Objections und erhöht damit den Druck auf die Konzerne. Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff betont, dass bereits weitreichende Zugeständnisse gemacht wurden. Trotzdem äußert die EU-Kommission weitere Bedenken und fordert neue Zugeständnisse. Als Frist nennt sie den 17. Juni – dazu wird es aber nicht mehr kommen.

Joint Venture und Aufspaltung wieder abgesagt

Am 10. Mai sagt Thyssenkrupp das Joint Venture und die Aufspaltung der Bereiche nach Gesprächen mit der EU-Kommission offiziell ab. Sowohl Thyssenkrupp als auch Tata Steel sind nicht bereit, der EU-Kommission noch weiter entgegenzukommen. Auch weitere kritische Punkte führten zur Absage: Geplant war es, das konjunkturanfällige Werkstoffgeschäft mit der Beteiligung an den profitableren Industriegüterkonzern finanziell abzusichern – je weniger Thyssenkrupp jedoch selbst wert ist, desto höher muss die Beteiligung des Werkstoffkonzerns ausfallen. Darüber hinaus wurden die Kosten dieser Spaltung auf etwa eine Milliarde Euro geschätzt.

Was passiert jetzt?

Statt der Fusion und der Aufspaltung soll nun eine neue Konzernstrategie her: Die Holding-Struktur soll verschlankt werden und die Aufzugssparte an die Börse gebracht werden, um die Kapitalbasis zu stärken. Weitere Details und die Bekanntgabe der Quartalszahlen für das dritte Quartal 2018/19 sollen im August 2019 folgen. Die Anleger zeigten sich in erster Reaktion begeistert: Die Thyssenkrupp-Aktie schoss in die Höhe. In den vergangenen Wochen ebbte die Begeisterung aber deutlich ab. Das Management des DAX-Konzerns muss sich nun für die Stahlaktivitäten etwas Neues einfallen lassen – die momentanen Marktunsicherheiten sind dabei besonders problematisch.


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